Neu in Köln! Die Kunst- und Kulturszene Kölns in Zeiten einer Pandemie

von Lilly Schäfer

Wie wird die aktuelle Kunst- und Kulturszene Kölns als Immi wahrgenommen? Was entgeht einem und was gibt es trotz Lockdown zu erleben?

Die verborgene Welt der Kunst- und Kulturszene

Auf der Suche nach dem Kölner Kulturleben, das Du in dieser pulsierenden Stadt unter normalen Umständen erleben könntest, gibt es viel zu entdecken, und gleichzeitig ist nichts davon greifbar. Die Lücken zwischen geschlossenen Toren und die Lichterketten über hohen Zäunen lassen den Charme der geschlossenen Kultureinrichtungen nur erahnen. Du fragst dich welche der kleinen Galerien, Theater und Tanzlokale wohl überleben werden. Du könntest jetzt Andy Warhols Werke im Museum Ludwig bestaunen, Gin und Poesie im Café Storch genießen oder das Tanzbein im Odonien schwingen. Es ist ein seltsames Gefühl, hochmotiviert in den Startlöchern zu stehen, allzeit bereit los zu sprinten und die Eindrücke dieser noch verborgenen Welt in sich aufzusaugen, doch bis die Startklappe endlich geschlagen wird, musst Du dich geduldig mit der puren Vorfreude zufriedengeben.

Die Orte, die dir normalerweise etwas über das aktuelle Kulturleben der Stadt verraten, wirken derzeit ziemlich trist. Litfaß-Säulen und Bahn-Unterführungen sind voll von Plakaten, die bereits vergangene, längst begonnene oder verschobene Events präsentieren. Veranstalter werben mit den neusten Lüftungsanlagen und digitalen Angeboten. Egal in welchem Viertel Du dich befindest, Du stößt immer wieder auf die gleiche kleine Auswahl an Veranstaltungen. Keines der Poster hat keinen Corona-Bezug. Die meisten von ihnen hängen gleich zehn Mal nebeneinander. Es gab wohl schon Zeiten mit größerer Konkurrenz. Vielleicht profitiert zumindest der/die ein oder andere Künstler:in von den monatealten Plakaten, die unter normalen Umständen wohl schon sehr viel früher überklebt worden wären.

Urbane Kunst in Köln

Doch nur weil alle Kultureinrichtungen geschlossen sind, heißt das nicht, dass das künstlerische Leben Kölns erst einmal reine Imagination bleiben muss. Also Augen auf und Ohren spitzen: Kunst und Musik sind immer präsent – wir müssen sie nur wahrnehmen! Denn wofür sind öffentliche Plätze besser geeignet als für die Bespielung durch Kulturschaffende?

Beim Schlendern durch die Straßen und kleinen Gassen Ehrendfelds zum Beispiel wirst Du aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen, denn an jeder Ecke versteckt sich ein kleines Kunstwerk. Bemalte Läden, beeindruckende Hausfassaden, Mosaikwände, beklebte Stromkästen, Skulpturen oder Straßenmusiker:innen machen den Alltag bunter und den Nachhauseweg ein wenig aufregender. Gleiches gilt für die beeindruckenden Wandgemälde, die unter Anderem im Rahmen des CityLeaks Urban Art Festivals in Ehrenfeld entstanden sind. Auch wenn die Veranstalter:innen selbst aktuell keine offiziellen Führungen anbieten können, findest Du online jede Menge self-guided Touren dazu. Bereits beim Betreten des Ehrenfelder Bahnhofs, eröffnet sich eine kleine künstlerische Parallelwelt, die an Alice im Wunderland erinnert. Das Ganze wird durch Saxophonklänge eines jungen Musikers ergänzt, die sofort gute Laune machen. Verlässt Du den Bahnhof in Richtung Venloer Straße, entpuppt sich auch die gesamte hintere Bahnhofsfassade als eine riesengroße Leinwand, an der neben Malerei auch Schablonengraffiti, Mosaikflächen und plastische Steinarbeiten vorzufinden sind. In Sachen Urban Art fällt auch der vom Brutalismus geprägte Ebertplatz ins Auge, der mit seiner Brunnen-Plastik und den vielen Rolltreppen-Installationen aus Lichtern, Spiegeln und Tönen einiges zu bieten hat. Das Augenmerk ganz und gar auf urban erlebbare Kunst Kölns zu richten, ist eine ganz neue und spannende Sichtweise, um eine Stadt erstmalig wahrzunehmen und zu entdecken.

Digitales Kulturangebot der Kölner Kultureinrichtungen

Neben der Rezeption von urbaner Kunst haben Immis natürlich auch online die Möglichkeit, sich langsam in das Kulturleben der Stadt einzugrooven. Wir haben ein paar Tipps gesammelt, die wir euch nicht verschweigen wollen:

1. Dramazon Prime des Schauspiel Köln

Auch das Schauspiel Köln wurde kreativ. Unter dem Titel Dramazon Prime hat die Spielstätte ein Online-Programm auf die Beine gestellt, welches aus Film, Theater, Tanz, Interviews und Workshops besteht. Im Januar mit im Programm: Der Spielfilm Schwarzwasser von Elfriede Jelinek, die Tanz-Performance All for one and one for the money des US-Choreografen Richard Siegal, die Interviewreihe Close up mit Ensemble-Mitgliedern des Schauspiel Köln und das von Jürgen Flimm inszenierte Theaterstück Don Carlo, das das Schauspiel Köln in Kooperation mit dem WDR3 streamt.

 

2. tanz.tausch Festival

Das 9. Tanz und Performance Festival vom 22.-30. Januar 2021 hat tief in der Kiste der Kreativität gegraben und ein beeindruckendes Online- und Outdoor-Angebot herbeigezaubert. Mit den Formaten Tanz.Bühne, Tanz. Digital und Tanz.Parcour präsentiert das Festival eine vielfältige Bandbreite an Programmpunkten, Tanzstilen, Performances, interaktiven Angeboten und einem künstlerischen Parkour durch die Schaufenster der Läden, Cafes und Werkstätte des Agnesviertels – im Live Stream, in eigens dafür konzipierten Digital-Formaten und auf der Straße.

3. Köln 1945. Alltag in Trümmern

Das Stadtmuseum versetzt sein Publikum in das Köln des Jahres 1945, zum Ende des zweiten Weltkrieges. Die Sonderausstellung gibt Eindrücke in eine zerstörte Stadt, eine von Hunger und Orientierungslosigkeit geplagte Bevölkerung, den Wiederaufbau der Stadt und den Hoffnungsschimmer nach dem Ende der NS-Zeit. Gezeigt werden Dokumentationen, Filme, Fotos, Installationen und Objekte. Auf den Youtube-, Instagram– und Facebook-Kanälen des Stadtmuseums findest Du digitale Speed-Führungen durch die Ausstellung sowie anderweitige Einblicke in die Werke und die Geschichte.

4. 360°- Rundgänge durch Kölner Museen

Sowohl das Museum Ludwig als auch das NS-Dokumentationszentrum und das Käthe-Kollwitz-Museum in Köln bieten virtuelle 360°-Führungen durch verschiedene Ausstellungsräume an. Du bewegst dich auf deinem Bildschirm durch die Räume, kannst Kunstwerke heranzoomen und Werk-Informationen erhalten.

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