von Amelie Hauser
In einem unserer jüngsten Beiträge haben wir einen Blick auf die Kulturentwicklungsplanung geworfen. Darin sind wichtige Impulse für die Kreativszene in Köln festgehalten. Die Hansestadt Hamburg hat bereits vor einigen Jahren ein Projekt umgesetzt, das im Kulturbereich neue Wege geht und deutschlandweit als Vorbild gilt. Auf der Suche nach neuen Impulsen für Produkte, Prozesse und Abläufe wagen Unternehmen, Selbständige und Gründungsinteressierte immer häufiger den Blick über den Tellerrand in andere Branchen und auf andere Märkte. Gerade die Auseinandersetzung mit der Kreativwirtschaft, mit ihren besonderen Arbeitskulturen und innovativen Lösungsansätzen, kann neue Perspektiven eröffnen. Die im Frühjahr 2010 gegründete Hamburg Kreativ Gesellschaft ist eine städtische Einrichtung zur Förderung dieser Kreativwirtschaft in Hamburg. Als direkte Anlauf- und Servicestelle steht sie allen kreativen Akteur:innen und Unternehmen in der Hansestadt offen. Somit dient sie als Schnittstelle und Vermittler, aber auch als Informant und Berater für Künstler:innen, Kreativschaffende und sozial Engagierte.
Was ist Kreativwirtschaft? Definition und Problematisierung des Begriffs
Autor:innen, Filmemacher:innen, Musiker:innen, bildende und darstellende Künstler:innen, Architekt:innen, Designer:innen und die Entwickler:innen von Computerspielen: Sie schaffen künstlerische Qualität, kulturelle Vielfalt und kreative Erneuerung. Zugleich stehen sie für die wirtschaftliche Dynamik einer auf Wissen und Innovation basierenden eigenständigen Ökonomie. Kreativschaffende der Kultur- und Kreativwirtschaft sind nach der Definition der Wirtschaftsministerkonferenz Angehörige der freien Berufe sowie Klein- und Kleinstbetriebe, die „überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen.“ Die Branche umfasst 11 Teilmärkte: Architektur, Bildende Kunst, Design, Film, Literatur, Musik, Presse, Rundfunk, Software/Games, Theater/Tanz und Werbung.
Kultur- und Kreativwirtschaft ist demnach all das, was produktiv aus Kultur hervorgeht und sich mit Kultur beschäftigt. Kultur- und Kreativwirtschaft ist jedoch mehr, als der Markt hergibt. Die Enquetekommission hat den Begriff des „Schöpferischen Aktes“, die Gemeinsamkeit der künstlerischen Kreativität, als Zusatz zur Definition der Kultur- und Kreativwirtschaft empfohlen. Alles, wo Menschen aktiv sind, sich in irgendeiner Weise mit Kultur beschäftigen und produktive Leistungen hervorbringen egal, wie es finanziert wird, ist Kultur- und Kreativwirtschaft. Dass diese Definition hin und wieder an ihre Grenzen stößt bleibt nicht aus: So umfassend sie alle mit einspielenden Komponenten umfassen soll, so schwammig kann sie auch auf Grenzfälle angewandt werden. Eine breite Fächerung trägt zwar auf der einen Seite zum Gesamtverständnis der Branche bei, auf der anderen aber zur verallgemeinerten Anwendung auf eben alles, was irgendwie mit Kultur zusammenhängt. Und ganz so einfach ist es dann eben doch nicht.
Wen betreffen also die Angebote der Hamburg Kreativ Gesellschaft?
Die Angebote der Kreativ Gesellschaft richten sich an alle kreativwirtschaftlichen Akteur:innen Hamburgs, die kreative Arbeit und unternehmerisches Handeln in einen fruchtbaren Zusammenhang bringen wollen. Ziel aller Aktivitäten ist die Entwicklung und Förderung einer wirtschaftlich nachhaltigen Basis für Hamburgs Kreative. Autor:innen, Filmemacher:innen, Musiker:innen, bildende und darstellende Künstler:innen, Architekt:innen, Designer:innen, Entwickler:innen von Computerspielen und viele weitere Berufsgruppen aus den insgesamt elf Teilmärkten der Kreativwirtschaft werden mit den Angeboten gleichermaßen angesprochen. Einige der Angebote und Veranstaltungen richten sich zudem ausdrücklich an Studierende von kreativen Studiengängen.
Was wird angeboten?
Für Grundlegendes zur Selbstständigkeit in der Kreativwirtschaft steht eine regelmäßig stattfindende Fragestunde in kleiner Gruppe offen. Dieses Angebot richtet sich an Gründer:innen und Akteur:innen der Kreativwirtschaft mit noch wenig Erfahrung im Unternehmerischen. Im Einzelfall bedarf es jedoch individueller Maßnahmen: Zum Beispiel angepasste Beratung, konkrete Informationen und Business-Know-how. Auch verbesserte Arbeitsmöglichkeiten durch neue oder andere Räumlichkeiten, die Umsetzung spezifischer Pilotprojekte oder neue Förderungsmöglichkeiten können individuell besprochen und angepasst werden. Im Portfolio der Hamburg Kreativgesellschaft befinden sich aber auch weitere Angebote. Formate wie Frage- und Talkrunden, Online-Beratungskurse beispielsweise zur Rechtsberatung oder zur Vermittlung von Kompetenzen im Bereich Moderation sowie Workshops, in denen es etwa um Finanzierungsmöglichkeiten und Liquiditätsplanung oder den Umgang mit Kreativplattformen wie Pinterest geht – die Hamburg Kreativ Gesellschaft hat für jede:n Kreative:n etwas zu bieten.
Wie geht die Hamburg Kreativ Gesellschaft mit der Coronakrise um? Gibt es spezielle Angebote?
Vielen Künstler:innen und Kreativschaffenden fallen derzeit Einnahmen durch die Corona-Pandemie weg. (Über Auswirkungen und Möglichkeiten könnt ihr euch in diesem Blogbeitrag genauer informieren!). Auch die Hamburg Kreativ Gesellschaft bietet den speziell zugeschnittenen „Crowdfunding Club digital“ an, um Abhilfe zu schaffen. Neben möglichen Soforthilfen von Bund und Ländern kann Crowdfunding als ergänzendes Finanzierungstool genutzt werden. So können digitale Vertriebswege getestet und Solidaritätsbeitäge von Fans und Kunden eingesammelt werden. Welche Crowdfunding-Modelle es gibt, welche Plattformen für Euch in Frage kommen und wie Ihr Euch auf eine Crowdfunding-Kampagne bestmöglich vorbereitet, erfahrt Ihr im „Crowdfunding Club digital“. Die Teilnahme ist kostenlos.
Zukunftsorientiertes Arbeiten
Teil der Hamburg Kreativ Gesellschaft sind auch die Standortinitiativen nextMedia.Hamburg und gamecity:Hamburg sowie designxport und der Cross Innovation Hub. Die Hamburg Kreativ Gesellschaft ist somit breit gefächert aufgestellt und kann in verschiedensten Bereichen wirken. Desweiteren arbeitet sie daran, die wirtschaftliche Bedeutung und das Zukunftspotenzial der Branche „Kreativwirtschaft“ sichtbarer zu machen für Politik, Medien und die breite Öffentlichkeit. Die Angebote richten sich stets an den aktuellen Gegebenheiten aus, um Kreativschaffenden auch künftig möglichst zukunftsorientiert den Weg zu weisen.
Zum Nachlesen:
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Die 11 Kultur- und Kreativmärkte.
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Kultur- und Kreativwirtschaft.
Bundeszentrale für Politische Bildung: Kultur- oder Kreativwirtschaft: Was ist das eigentlich? 13. Dezember 2010.
Hamburg Kreativ Gesellschaft.
Mediennetz Hamburg: Hamburg Kreativ Gesellschaft.
Stadt Hamburg: Beratung und Qualifizierung Hamburg Kreativ Gesellschaft.
Stadt Hamburg: Branchen: Was ist Kreativwirtschaft?