von Janine Henn und Jérôme Lenzen
Was zeichnet eine gute Leitung im Kulturbereich aus?
Von Führungskräften hören wir oft erst dann, wenn ein Skandal über sie hereinbricht. Klaus Dörr und Shermin Langhoff waren die jüngsten Einträge auf einer langen Liste von Führungsskandalen. Denn gerade in verantwortungsvollen Positionen werden Fehler nur ungern verziehen. Man könnte sagen, zu Recht. Die Zeitungen haken vor allen Dingen dann intensiv nach, wenn vonseiten der Kulturpolitik kein entschlossenes Handeln zu erkennen ist.
Doch bei der Häufung von Skandalen in jüngster Zeit rückt eine neue Frage zunehmend in den Mittelpunkt: Ist das System schuld an Machtmissbrauch und Führungsversagen? Sind Intendanten und Direktorinnen-Posten in der Kultur schlichtweg zu mächtig? Oder liefern wir mit so einer Argumentation nicht die all zu einfache Ausrede für menschliche Fehler?
Zunächst einmal gilt:
Machtmissbrauch kann leichter stattfinden, wenn an der Spitze einer hierarchischen Struktur eine Einzelperson steht. Zahlreiche Skandale haben dieses Problem gemein. Wie flach Hierarchien sein dürfen, ohne eine interne Struktur gänzlich zu verhindern, darüber lässt sich jedoch streiten. Können wir uns aber in puncto Leitung nicht darauf einigen, dass eine Doppelspitze oder ein leitendes Team zumindest in puncto Machtmissbrauch eine hervorragende Lösung wäre? Die Wahrscheinlichkeit, dass alle Mitglieder eines Führungsteams gemeinsam wegschauen, sollte verschwindend gering sein. Und eine Quote könnte zusätzlich helfen. Aber dieser Vorschlag, den u.a. Yvonne Büdenhölzer als Leiterin des Berliner Theatertreffens, in ihrem Interview mit dem Verlagshaus Jaumann für zukunftsfähig erklärt, ist nur einer von vielen. Denkbar ist so einiges; wir möchten in unserer Themenreihe Cultural Leadership gemeinsam mit Euch anschauen, was in den letzten Jahren probiert wurde und was sich als umsetzbar erwiesen hat. Dabei werden wir nicht nur Skandale in den Blick nehmen, sondern auch von Positivbeispielen berichten. Versprochen!
Hierzu möchten wir zunächst mit Euch in den Dialog treten:
Welche Fragen stellt ihr Euch zum Themenkomplex und welche Erfahrungen habt Ihr schon gemacht? Hattet Ihr gute Chefs, von denen wir wissen sollten, oder ging es in die andere Richtung? Welche Fähigkeiten und Charaktereigenschaft wünscht Ihr Euch von einer Führungskraft?
Anschließend suchen wir das Gespräch mit Führungskräften aus der Kultur und jenen, die das Thema Leadership fachlich untersuchen. Neben Interviews auf unserem Blog, möchten wir endlich auch wieder ein Live-Talkformat durchführen.
Aber damit nicht genug:
All die Erkenntnisse sollen in ein Bildungsformat fließen. Denn eine Erkenntnis steht bereits fest: Leiten kann man lernen.
Eure Meinung zum Thema interessiert uns auch! Daher möchten wir ganz zu Beginn der Themenreihe ‚Arts & Leading‘ direkt eine Umfrage führen. Ihr seid herzlich dazu eingeladen: https://www.survio.com/survey/d/O3A5M9C8C6U6B4Y1L