Jérôme Lenzen, Ko-Geschäftsführer des Kölner Instituts für Kulturarbeit und Weiterbildung, hat viele Fragen! 11 davon stellt er Kunst- und Kulturschaffenden in Köln. Das Besondere? Die Fragen bleiben identisch, die Befragten jedoch wechseln.
Heute spricht Jérôme mit Sabrina Heinen. Sie hat Technikjournalismus/PR in Sankt Augustin bei Bonn studiert und neben ihrem Studium bereits vier Jahre für das Theater im Bauturm als Presse- und Marketingreferentin gearbeitet. Seit September 2019 arbeitet sie als Referentin für Marketing am Schauspiel Köln.
„Die größte freie Theaterszene Deutschlands.“
Wofür steht die Kölner Kultur (respektive was ist typisch für Köln)?
Köln ist eine sehr bunte Stadt. Wenn man aber in Köln an Kultur denkt, haben die meisten entweder Karneval oder die Sanierung der Oper und des Schauspiel Köln im Kopf. Für mich kann man Köln in keine Schublade stecken und sagen es wäre eine Museumsstadt oder Theaterstadt, obwohl Theaterstadt gar nicht so falsch ist, da Köln die größte freie Theaterszene Deutschlands hat. Köln ist für mich aber viel mehr, es gibt so viel Geschichte in dieser Stadt, so viele großartige Museen, aber auch den CSD, der für mich auch zur Kölner Kultur gehört, genauso wie der Kölner Karneval.
Welche Kulturveranstaltung in Köln (Ausstellung, Festival, etc.) hat Dich zuletzt vom Hocker gehauen?
Die Kunstnacht im Wallraf-Richartz-Museum, ich konnte leider nicht dort sein, aber meine Kolleg:innen haben mich den ganzen Abend mit Eindrücken und Fotos versorgt und ich war mehr als traurig nicht dabei sein zu können. Aber es hat natürlich auch die Vorfreude aufs kommende Jahr geweckt.
Und wo hast Du Dir mehr erhofft?
Ich hoffe, dass inklusives Theater in den kommenden Jahren stärker in den Kulturinstitutionen vorangebracht wird, sowohl für unser Publikum, als auch auf, und natürlich auch hinter der Bühne.
Gibt es eine/n Kulturschaffende/n in Köln, die/der von Dir besonders bewundert wird?
Meine Kolleg:innen bewundere ich jeden Tag für ihre Arbeit, aber es gibt viele Kolleg:innen die wirklich tolle Arbeit im Bereich Kultur in Köln leisten. Sei es der IFT, OffCologne oder aber auch die Kolleg:innen vom Sommerblutfestival in Köln, die uns zeigen wie Inklusion im Theater funktioniert.
Ai Wei Wei hat Berlin unter großem Getöse verlassen, welchen Kulturmenschen hättest Du gerne in Köln?
Ich weiß nicht, ob ich unbedingt gerne mehr Kulturmenschen in Köln haben muss, ich reise auch gerne in andere Städte für Kunst und Kultur. Es gibt einige Regisseure, von denen ich gerne mehr sehen würde, aber sie sind durch ihre Arbeit oft auch nicht in einer Stadt ansässig.
„Ich wünsche mir mehr Raum für die freien Künstlerinnen und Künstler dieser Stadt.“
Neue Oper, neue Museen, neuer Dom? Was für ein Gebäude wünscht Du dir für Köln?
Ich wünsche mir mehr Raum für die freien Künstlerinnen und Künstler dieser Stadt. Der Dom steht schon ganz gut in der Innenstadt und natürlich kann es nie zu wenig Museen oder Musik- und Sprechtheater in einer Stadt geben. Und wenn Oper und Schauspiel Köln in die Innenstadt zurückgezogen sind, sollte man die wunderbaren Interimsstandorte in Deutz und in Mülheim weiter ausbauen, da liegt so viel Potenzial, ob für freie Produktionszentren oder als freier Kunstraum.
Und welches gibt es schon, das Dir besonders gefällt?
Ich liebe unseren Standort des Schauspiel Köln in Mülheim. Es ist ein so wunderschöner urbaner Ort entstanden in und um diese alten Fabrikhallen.
„Es ist ein so wunderschöner urbaner Ort entstanden in und um diese alten Fabrikhallen.“
‚Kultur lebt in Köln‘ heißt der neue Slogan des Stadtmarketing: Was wäre Deiner?
Ich finde diesen Slogan schon ganz treffend, Köln ist eine Kulturstadt und das mittlerweile auch auf der rechten Rheinseite! Da hat sich einiges verändert, sowohl durch die Oper in Deutz, als auch durch das Schauspiel in Köln Mülheim.
In Berlin schließen die ersten Clubs, wird jetzt Köln zur Nummer 1 oder doch Wuppertal?
Momentan ist leider überall alles geschlossen, Wuppertal kenne ich leider zu wenig, Köln ist eine tolle Stadt, aber Berlin ist doch noch mal eine andere Nummer. Allerdings finde ich es schwierig, Berlin mit Wuppertal oder Köln zu vergleichen.
Ehrenfeld wird teurer, wo ist die Freie Szene jetzt noch zu Hause?
Ich denke, es zieht immer mehr Künstler:innen nach Mülheim und Kalk, aber auch dort wird es nicht lange dauern und diesen Stadtteilen wird das gleiche Schicksal wie Ehrenfeld bevorstehen.
Wem sollen wir diese Fragen als nächstes stellen?
Sylke Tegtmeier, Marketingreferentin der Oper Köln.