Art Junk im Interview – Social Media im Kulturbetrieb

Vor einiger Zeit haben wir auf unserem Blog angefangen das Thema ‚Social Media im Kulturbetrieb‘ zu behandeln, denn auch für Kulturinstitutionen ist es mittlerweile unumgänglich Social Media in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. In unserem Beitrag „Freundin und Helfer oder Kreativitätskiller? – Social Media im Kulturbetrieb“ haben wir insbesondere den Umgang mit dem Instagram-Algorithmus zur Diskussion gestellt und danach gefragt, ob Postings am Ende wirklich nur dem eigenen bzw. dem Interesse der Follower:innen gewidmet sind oder die Motivation dem Algorithmus zu gefallen so hoch ist, dass der komplette Content sich plötzlich radikal ändert.

Wir möchten die Diskussion natürlich nicht nur auf Basis unserer eigenen Social Media Erfahrungen führen. Aus diesem Grund sprechen wir mit anderen Menschen, Projekten und Institutionen aus Kunst und Kultur über das Thema. Den Anfang macht Benny von Art Junk. Hier könnt Ihr das Interview lesen.

Coverbild des ersten ArtJunk Newsletters – Andy Warhol und Debbie Harry

Wer seid Ihr? 

ArtJunk ist der erste digitale Kunst-Guide für NRW! Wir informieren 24/7 städteübergreifend über alle coolen Ausstellungen, Openings und Events in der Region. Einerseits über unsere Website, andererseits über unseren wöchentlichen Newsletter #ArtJunkWeekly – und bei Instagram gibt’s obendrein tagesaktuelle News, Gossip, Memes und Reviews…

Wie groß ist Euer (Social Media)-Team?

Ich habe ArtJunk letztes Jahr quasi als Hobby gestartet und freue mich heute riesig über die großartige Unterstützung meiner Kolleginnen Clarissa Söhndel und Lena Baumgartl. Clarissa ist seit Oktober 2021 dabei, Lena seit April diesen Jahres. Die Aufgabenfelder wachsen täglich, wir erhalten immer mehr Anfragen, auch über die Sozialen Medien, die wir neben der Website und dem Newsletter gemeinsam betreuen und füttern.

Was haltet Ihr von einer Freundschaft mit dem Algorithmus? Und wie läuft diese Freundschaft bei Euch so?

In erster Linie sind wir verlobt und verheiratet mit unserer unglaublich tollen Insta-Community, die uns auf Schritt und Tritt folgt und supportet. Der Algorithmus spielt für uns kaum eine Rolle, er macht sein Ding, wir machen unsers.

Ohne welche Social Media-Tools könntet Ihr Euren Arbeitsalltag nicht mehr bestreiten? Wofür gibt es keine andere Alternative?

Instagram Stories sind für uns der perfekte Kanal, um Breaking News aus der (Kunst-)Welt, Live-Content von Shows und Openings, oder einfach hängengebliebene Memes und Gossip zu teilen. Wir lieben die Schnelligkeit, Abwechslung und kurze Verfügbarkeit des Formats. Ein weiterer unverzichtbarer Baustein ist der Feed, den wir als unerschöpflichen Live-Ticker und Informationspool aufmerksam verfolgen und nutzen. Und nicht zu vergessen die DMs, über die uns persönliche Nachrichten und Anfragen erreichen, so wie übrigens auch die Anfrage zu diesem Interview.

Wieso und in welchem Maße profitiert die Kulturbranche von Social Media?

Genau wie jede andere Branche profitiert auch die Kunst- und Kulturbranche von der enormen Sichtbarkeit und der globalen Reichweite, den die geteilten Inhalte potentiell erreichen können. Und das kostenlos. Nach Schätzungen haben Facebook und Instagram zusammen rund 4 Milliarden (!) aktive User. Tiktok, Twitter, LinkedIn, oder ganz neu BeReal, gar nicht mit eingerechnet. Hier und heute ist das die schnellste und einfachste Methode, mit Menschen in Kontakt zu treten, die sich für dich und deine Inhalte interessieren. Die einzige Herausforderung ist, diese Inhalte ansprechend zu vermitteln.

An welchen Stellen sollte sie sich abgrenzen?

ArtJunk steht für Offenheit und Toleranz, Niedrigschwelligkeit ist uns ein Herzensanliegen. Wir brauchen mehr Brücken, keine Mauern und Grenzen. Das gilt besonders für den Kunst- und Kulturbetrieb. Ob man aber auf jeden Eintagshype reagiert und jede XY-Pups-Challenge mitmacht, das muss jeder für sich entscheiden. Wenn du Bock drauf hast und es sich gut anfühlt, go for it!

Gibt es Bereiche innerhalb der Kultur, die besonders von Social Media profitieren?

Kultur umfasst natürlich viele Lebensbereiche, gleichzeitig entwickeln sich die technologischen Möglichkeiten und somit der Handlungsspielraum rund um Social Media in einem nie dagewesenem Tempo. Ob sich bestimmte Bereiche als besonders tauglich für Instagram & Co. erweisen, wird sich vielleicht erst in ein paar Jahren deutlicher zeigen. Was die Künste betrifft, sehen wir aber große Chancen insbesondere im Bereich der Performance-, Video-, Medien-, Klang- und Installationskunst, sowie für den gesamten Bereich der Darstellenden Künste wie Tanz, Theater und Oper – eben weil heutige Smartphones das in Ultra HD wiedergeben können. Natürlich geht die Magie erlebter Realität im digitalen Äther verloren. Aber wenn es darum geht, ein möglichst großes und unter Umständen neues Publikum zu erreichen, stehen uns dafür alle Türen offen.

Worauf sollten Künstler:innen unbedingt achten, wenn sie auf Instagram unterwegs sind?

Aus der Fotoserie der Künstlerin Gillian Wearing (Signs That Say What You Want Them To Say…)

Im Rap wird gerne der Begriff (Street) Credibility als Qualitätsmerkmal für Musiker:innen verwendet, der so viel wie gelebte Authentizität, Echtheit und Glaubwürdigkeit bedeutet. Das lässt sich auch auf Kunst und Social Media übertragen. Sei vor allem Du selbst, sei authentisch.

Zeige uns Deine Kunst, wie sie entsteht und was sie ausmacht. Und was viele vergessen: Social Media lebt – wie der Name unschwer verrät – von sozialer Interaktion, also von Likes, Kommentaren, Emojis, vom Teilen in Stories etc. Wem sich vor Graus jetzt die Nackenhaare aufstellen, der sollte von Instagram lieber die Finger lassen, Realtalk!

Wo sind Eure Grenzen in Sachen Social Media Trends mitmachen? Gibt es welche?

Wir schließen prinzipiell nichts aus, aber machen auch nicht jeden Quatsch mit, nur weil die Masse das verlangt. Wenn es um gesellschaftlich relevante Themen geht, sieht die Sache anders aus. Hier beziehen wir gerne Stellung und sind vor allem interessiert zu erfahren, wie unsere Community reagiert und sich dazu verhält. Das kann globale Ereignisse, aber auch Lokalpolitik betreffen. Im Zuge der Debatte um den Erweiterungsbau der Kunstakademie Düsseldorf beispielsweise, haben wir einen Petitionsaufruf der Studierendenschaft zum Stopp der eigenwilligen Pläne des ehemaligen Akademierektors gepostet, weil das unserer tiefen Überzeugung entsprach. Die angestoßene Debatte führte schließlich zum Aufhorchen und Eingreifen der Politik.

Wem sollte man (aus dem Kulturbereich) unbedingt auf Instagram folgen?

ArtJunk.

Mit wem sollten wir als nächstes über Social Media im Kulturbetrieb sprechen?

Mark Zuckerberg.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner