Jérôme Lenzen, Ko-Geschäftsführer des Kölner Instituts für Kulturarbeit und Weiterbildung, hat viele Fragen! 11 davon stellt er Kunst- und Kulturschaffenden in Köln. Das Besondere? Die Fragen bleiben identisch, die Befragten jedoch wechseln.
Heute spricht Jérôme mit Jan Stangier. Er arbeitet als Referent für Marketing und Online-Kommunikation am Theater Bonn. Er engagiert sich als Vorstandsmitglied im Kulturforum Köln und ist Teil der Jury des Kurt-Hackenberg-Preises für politisches Theater. Darüber hinaus leitet er Seminare für das Heinz-Kühn-Bildungswerk Köln und lehrt am Kölner Institut für Kulturarbeit- und Weiterbildung.
„Die Kölner Kultur ist derart vielfältig – schwierig, sie auf ein bestimmtes Merkmal herunterzubrechen.“
– Jan Stangier
Wofür steht die Kölner Kultur (respektive was ist typisch für Köln)?
Die Kölner Kultur ist derart vielfältig – schwierig, sie auf ein bestimmtes Merkmal herunterzubrechen. Beachtlich ist auf jeden Fall die enorm große Theaterszene: Neben Oper und Schauspiel gibt es etwa 30 freie Theater, die so ziemlich alles abdecken, was man sich an darstellender Kunst wünschen kann.
Welche Kulturveranstaltung in Köln (Ausstellung, Festival, Konferenz etc.) hat Dich zuletzt vom Hocker gehauen?
1934 – Stimmen. Eine Mischung aus Schauspiel und begehbarer Installation im NS-Dokumentationszentrum. Hochpolitisch und unglaublich intensiv. Das Projekt von Futur3 soll im Herbst wieder aufgenommen werden.
Und wo hast Du Dir mehr erhofft?
Bei der Entwicklung der Hallen Kalk – vor allem ein politischer Vorgang. Das städtebauliche Werkstattverfahren ist im Mai 2017 gestartet. Hier haben viele auf ein neues kulturelles Zentrum gehofft, das verschiedensten Akteur:innen Raum bietet und den Stadtteil spürbar nach vorne bringt. Es freut mich sehr, dass DOMiD nun in der Halle 70 ein neues Zuhause finden wird. Davon aber mal abgesehen hat sich bisher leider nicht viel getan.
Gibt es eine/n Kulturschaffende/n in Köln, die/der von Dir besonders bewundert wird?
Bewunderung ist ein starkes Wort. Aber Nanette Snoep und ihr Team haben mit RESIST! eine starke Ausstellung geliefert. In ihrer Rolle als Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums ist sie eine unglaubliche Bereicherung für die Stadt.
Ai Wei Wei hat Berlin unter großem Getöse verlassen, welchen Kulturmenschen hättest Du gerne in Köln?
Wenn wir über künstlerische Schwergewichte sprechen Marina Abramović. In puncto Sympathie Hannah Gadsby.
Neue Oper, neue Museen, neuer Dom? Was für ein Gebäude wünscht Du dir für Köln?
Eine Kunsthalle.
Und welches gibt es schon, das Dir besonders gefällt?
Ich bin ein großer Fan der Architektur Wilhelm Riphahns. Damit meine ich nicht nur Oper und Schauspielhaus, deren ausufernde Sanierung zu Recht umstritten ist, sondern auch andere Bauten wie den Filmpalast oder Die Brücke, die den Kölnischen Kunstverein beheimatet.
‚Kultur lebt in Köln‘ heißt der neue Slogan des Stadtmarketing: Was wäre Deiner?
Auf den ersten Blick klingt der Slogan beliebig. In der Fortführung entwickelt er fraglos eine schöne Emotionalität: In hunderten Kulturorten. In tausenden Veranstaltungen. In Millionen Köpfen und Herzen. Die visuelle Umsetzung der Kampagne ist mir persönlich aber zu simpel.
In Berlin schließen die ersten Clubs, wird jetzt Köln zur Nummer 1 oder doch Wuppertal?
Ehrlich gesagt denke ich, dass keine der beiden Städte Berlin so schnell vom Thron stoßen wird.
Ehrenfeld wird teurer, wo ist die Freie Szene jetzt noch zu Hause?
Rechtsrheinisch gibt es unfassbar viel Potenzial. Doch auch hier steigen die Mieten. Wir sollten alles daransetzen, ein Déjà-vu zu verhindern.
Wem sollen wir diese Fragen als nächstes stellen?
Emanuel Tandler.